Die Arteriosklerose (chronische lebenslange Entzündung der Arterienwand) und ihre Folgen gehören zu den häufigsten Todesursachen in Deutschland. Die Ursache für Herzinfarkt und Schlaganfall ist meist der akute Verschluss einer Arterie. Die moderne Medizin greift hier chirurgisch ein und versucht mit Dilatation, Stents oder künstlichen Bypässen die verstopften Gefäße offenzuhalten oder einen Umgehungskreislauf herzustellen.
„Es gibt aber auch Patienten, die mit kompletten Gefäßverschlüssen keine Beschwerden haben und auch keinen Infarkt erleiden“, berichtet Dr. Kai Ruffmann, Kardiologe aus Baden-Baden. „Sie haben keinerlei Angina-Symptome, da der Körper natürliche Bypässe gebildet hat und die Durchblutung über neue Wege gewährleistet ist. Der zugrundeliegende Fachbegriff ist die ‚Kollaterale‘, vereinfacht ausgedrückt: Der „Seitenast“ eines Hauptgefäßes, der die gleichen Herzmuskel-Abschnitte durchblutet, wie das Hauptgefäß selbst.“
Seit wann weiß man von diesem Phänomen?
Die Existenz biologischer Bypässe wurde bei Angiografien von Arteriosklerose-Patienten entdeckt, also bei der Darstellung der Blutgefäße durch Röntgen. „Vergleichbar mit einem Stau auf der Autobahn, bei dem durch eine Umleitung der Verkehr komplett von einer Nebenstrecke übernommen wird“, vergleicht Dr. Ruffmann aus Baden-Baden. „Bei einem biologischen Bypass haben sich die Kollateralgefäße so angepasst, dass die Durchblutung von Herz, Gehirn oder den Beinen weiterläuft. Es besteht die Möglichkeit die Bildung biologischer Bypässe zu aktivieren.“
Die Begünstigung solcher natürlicher Bypässe und die Wirkung verschiedener Therapieansätze beschäftigt Kardiologen, Biologen und Pharmazeuten gleichermaßen. Während sich die einen mit der Entwicklung von Substanzen beschäftigen, die die Gefäßneubildung anregen sollen, haben andere bereits eine „mechanische“ Therapie entwickelt. Man ist dabei davon ausgegangen, dass bestimmte Reize auf die Gefäßwände wirken und als Scheerkräfte die Gefäßneubildung aktivieren. Solche Kräfte entstehen wahrscheinlich auch bei regelmäßigem Ausdauersport über einen längeren Zeitraum. Hier wird der Blutfluss durch körperliche Anstrengung erhöht. Ein weiterer Ansatz ist die Anwendung der intraaortalen Ballon Pulsation (IABP) in der Intensivmedizin. Dabei wird ein Ballon in die Hauptschlagader eingeführt und während der Diastole (Erschlaffungsphase des Herzmuskels) zur Herzentlastung aufgeblasen. Die Methode nennt man Gegenpulsation. „Das gleiche Prinzip benutzt auch die EECP-Therapie, allerdings mit äußerlicher Anwendung“, so Ruffmann, der diese Therapie bereits an über 100 Patienten studieren konnte.
Was versteht man unter der EECP-Therapie und wann sollte sie eingesetzt werden?
„EECP ist die Abkürzung für Enhanced External CounterPulsation, übersetzt ‚pulssynchrone externe Gegenpulsation‘. Die Therapie ist eine mögliche Alternative zur Behandlung von arteriellen Durchblutungsstörungen, neben medikamentöser Therapie, Dilatation, Stent-Implantation und Bypass-Operation“, führt der Kardiologe aus. „Leider wird diese sanfte Form der Heilung noch viel zu wenig genutzt. Ob das daran liegt, dass viele meiner Kollegen diese Therapie nicht kennen oder die Wirkungsweise nicht verstehen, kann ich nicht sagen. Fakt ist, dass die EECP-Therapie vielen Patienten hilft und manchem auch eine Operation erspart!“
Wie kann man sich die Therapie vorstellen?
Es handelt sich um eine ambulante Therapieform. Bei der pulssynchronen externen Gegenpulsation werden im Pulsrhythmus während der Diastole pneumatische Manschetten an den Beinen des Patienten aufgeblasen. Der maßgeschneiderte Einsatz erfolgt mithilfe des EKG. Der Druckaufbau in den Beinmanschetten beginnt am Ende der T-Welle und endet am folgenden QRS-Komplex mit einem gleichzeitigen und sehr raschen Druckverlust. Eine zusätzliche Pulswelle erreicht so während der Diastole alle Abschnitte des arteriellen Gefäßsystems mit erhöhter Geschwindigkeit und erhöhtem pulsierenden Druck. Bei einer Therapiedauer von 60 Minuten täglich und einer Herzfrequenz von zum Beispiel 70/Minute entspricht dies 4200 unterstützten Herzaktionen mit erhöhter Scherspannung und erhöhtem radialen Strain (Verformung der Gefäßwand).
„Die Erhöhung der intravasalen Scherspannung und ein erhöhter Strain sind die unmittelbare Folge und das gesundmachende Prinzip der Therapie – für Patienten mit koronarer Herzkrankheit, peripherer arterieller Verschlusskrankheit und anderen Formen von arteriellen Durchblutungsstörungen“, erklärt Dr. Ruffmann weiter. „Die pulsierende Durchströmung der Koronararterien wird übersetzt in eine Stoffwechseländerung der Koronararterienwand – und zwar in allen Abschnitten der Koronararterien, bis in ihre feinsten Verästelungen.“ Der Schlüsselbegriffe ist die „Mechanotransduktion“. Hervorgerufen durch den physikalischen Reiz kommt es zu einer ganzen Kaskade von biochemischen Veränderungen in der Gefäßwand. Kleine, bereits angelegte Gefäße erhalten auf diese Weise einen Muskelmantel und weiten sich, bis sie die verschlossenen Gefäße ersetzen können.
Was wünscht sich der Kardiologe Ruffmann?
„Wenn mehr Ärzte und Kardiologen anfangen sich für die Kollateralen zu interessieren – nicht nur bei akuter Infarktgefahr, sondern bereits bei Patienten mit beginnender koronarer Herzerkrankung, dann wäre das ein großer Erfolg“, schließt Ruffmann. Arteriosklerose ist ein weltweites Problem. Die EECP-Therapie kann auf schonende Weise vielen Patienten eine Operation ersparen, und möglicherweise sogar Leben retten.
Weitere Informationen zur EECP-Therapie finden sie unter: www.dr-ruffmann.de
*Der Abdruck ist frei. Wir bitten um ein Belegexemplar.
Kurzprofil – Vita
Dr. med. Kai Ruffmann, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie, wurde am 21. Juli 1949 in Hamburg geboren.
Der junge Ruffmann hatte ganz eigene Träume. Er wollte etwas erleben und ging im Alter von 17 Jahren mit der Marine auf hohe See. Als Marineoffizier begann er dann 4 Jahre später das Studium der Elektrotechnik und kam darüber an die Medizin. Nach dem Grundstudium der Medizin in Heidelberg entschied er sich für seine Ausbildung zum Kardiologen, die er an den Universitätskliniken Heidelberg und Zürich absolvierte.
Sein Weg führte ihn anschließend ins Städtische Klinikum Karlsruhe, als Leitender Oberarzt der Kardiologie, bis er sich schließlich 1992 mit anderen Kollegen und eigenem Herzkatheterlabor in Karlsruhe niederließ. Seit seinem Ausscheiden 2008 führt er eine Praxis in Baden-Baden, die für schonende nicht invasive Kardiologie steht.
Sein Motto nach Ursula Lehr: „Der gute Arzt spricht die Sprache des Patienten.“
Mit über 30 Jahren Erfahrung und Expertenwissen vertritt der Mediziner einen ganzheitlichen Ansatz in der Inneren Medizin und Kardiologie unter dem Motto: Prävention statt Operation