Greifen wir zu schnell zum Skalpell?

Ärzte- und Kassenvertreter sorgen sich um den rasanten Anstieg von Herzeingriffen

Durchblutungsstörungen des Herzens sind die häufigste Todesursache in Deutschland. Glücklicherweise ist ihr Auftreten in den letzten Jahren rückläufig. (*1) Trotzdem nahmen laut dem aktuellen Krankenhausreport der Barmer GEK im gleichen Zeitraum die Eingriffe mit medikamentös beschichteten Stents um 227% zu! 20% der so behandelten Patienten müssen sich innerhalb nur eines Jahres einem erneuten Eingriff unterziehen. (*2) Ärzte und Krankenkassen haben jetzt einen Forderungskatalog erarbeitet, der eine neue Qualität bei der Behandlung von Herzpatienten herstellen soll. Die zwei wesentlichen Punkte: Eine höhere Bewertung der „sprechenden Medizin“ und die Förderung nicht invasiver Verfahren.

„Heile mit Weile“ – glücklich, wer sich in unserer schnelllebigen Zeit noch nach diesem bewährten Grundsatz der Naturheilkunde um den Erhalt bzw. die Wiederherstellung seiner Gesundheit kümmert. Doch wer hat schon die Ruhe, eine ärztlich angeratene Operation gründlich zu überdenken, wenn es dabei um sein wichtigstes Organ, das Herz, geht? Noch dazu, wenn der medizinische Fortschritt immer schnellere und scheinbar wenig riskante Lösungen anzubieten hat? Ein Operationsschnitt ist rasch gemacht, ein Stent in den Herzkranzgefäßen in Minuten gesetzt. Ein schneller Eingriff also statt eines ausführlichen Arztgesprächs – das ist unter all dem Zeitdruck heute leider nicht selten. Und genau hier liegt ein wesentliches Problem – aber auch ein Lösungsansatz.

Mehr Prävention und ausführlichere Patientengespräche

Vertreter der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, des Sachverständigenrats für die Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen und der Barmer GEK setzen nun auf ein Zehn-Punkte-Papier, dass sie gemeinsam entwickelt haben. So hofft jetzt auch Prof. Dr. med. Ferdinand Gerlach, der Vorsitzende des Sachverständigenrats für die Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, dass der neue Forderungskatalog „eine Katharsis des Fachbereichs auslöst“. (*3) Es gehe hierbei vor allem darum, unnötige invasive Eingriffe zu verhindern und die sprechende Medizin vermehrt zu fördern. Also auch um die Rückkehr zu einer bewährten Tradition – dem intensiven, persönlichen Kontakt zwischen Patient und Arzt. Mit Zeit und Ruhe zur Abklärung wichtiger Vorgeschichten und Hintergründe sowie für genügend beratende und heilsame Worte.

Nach Einschätzung der deutschen Verbraucherzentralen werden die Patienten möglicherweise zu oft Herz-Operationen und invasiven Eingriffen unterzogen. „Es gibt finanzielle Interessen der Krankenhäuser, die für planbare, große Eingriffe wirken“, berichtet Ilona Köster-Steinebach, die Gesundheitsexpertin des Bundesverbands der Verbraucherzentralen. (*4) „Es stellt sich daher die Frage, ob mit einer Operation immer die beste Behandlungsoption gewählt wird.“ Ihre Alternativvorschläge gehen daher vor allem in Richtung Prävention: mehr Bewegung, Gewichtsverminderung, korrekte medikamentöse Einstellung und Physiotherapie.

Selbstheilungskräfte des Herzens aktivieren

Zum Glück macht die Herzmedizin nicht nur bei den invasiven (in den Körper eindringenden), sondern auch bei nicht-invasiven (von außen erfolgenden) Diagnose- und Behandlungsverfahren Fortschritte. Ein noch wenig bekanntes, doch bereits häufig erfolgreich angewandtes Verfahren bei arteriellen Durchblutungsstörungen ist die pulssynchrone, externe Gegenpulsation (EECP-Therapie). Hierbei wird mithilfe von aufblasbaren Manschetten an den Waden, Unter- und Oberschenkeln der Patienten eine Pulswelle erzeugt, die zu einer verstärkten, pulsierenden Durchströmung des gesamten arteriellen Gefäßbettes führt. Die Pulswelle erreicht die Innenwände der großen, mittleren und kleinen Arterien, und über das Zellskelett werden Zellkern und alle übrigen Zellorganellen unmittelbar beeinflusst. Diese „Tiefenmassage der Blutgefäße“ erzeugt eine sofort einsetzende Stoffwechseländerung des erkrankten Organs, im Fachjargon „Mechanotransduktion“. So kann die erkrankte Gefäßwand gesunden und die Organe werden besser durchblutet.

P1040048-kl3Den besonderen Clou dieser Methode erklärt Dr. Kai Ruffmann, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie in Baden Baden, der die EECP-Therapie seit vielen Jahren einsetzt: „Das scheinbar nur äußerlich wirksame physikalische Verfahren führt zu einer Stoffwechseländerung des erkrankten Gewebes, zu einer Weitung von Einengungen der Koronararterien und zur Ausbildung von neuen Gefäßen (Kollateralen). Der Reiz der pulssynchronen Druckwellen bei der ECCP-Therapie veranlasst, dass das Blut die verengten und verschlossenen Stellen der großen Arterien zunehmend durch die Kollateralen umgeht. Es entstehen neue Äderchen, deren Muskelmantel sich weitet, bis sie die verschlossenen Gefäße ersetzen und das unterversorgte Organ versorgen können. Und damit ist – ganz ohne operativen Eingriff – ein biologischer Bypass entstanden!“

EECP-Therapie als Kassenleistung?

P1050938klNeben der Vermeidung des Operationsrisikos könnte die EECP-Therapie helfen, Kosten einzusparen. Ein Vergleich: Eine erfolgreiche EECP-Therapie kostet, je nach Krankheitsgrad und Häufigkeit der Anwendung, ca. 600 bis 2.000 Euro. Eine Koronardilatation mit drug-eluting-stent (Aufdehnung verengter Herzkranzgefäße mit Ballonkatheter und anschließende Stabilisation mit einem medikamentös präparierten Gitterröhrchen; 230.000 Eingriffe 2013) hingegen kostet zwischen 6.000 und 12.000 Euro, je nach Anzahl der Stents. Für eine Bypass-Operation muss noch wesentlich tiefer in die Tasche gegriffen werden (110.000 Herzoperationen 2013). Der Eingriff kostet rund 30.000 Euro. (*5)

Dr-Ruffmann-klDr. Ruffmann, der mit der EECP-Therapie schon zahlreichen Herzpatienten dauerhaft helfen konnte, kämpft im Kollegenkreis und in den Kliniken engagiert um die Verbreitung dieser Therapie. Damit die wirkungsvolle Behandlung möglichst bald für jedermann erschwinglich wird, vielleicht sogar als Kassenleistung. Eigentlich sollte dem nichts im Wege stehen – erfüllt die EECP-Therapie doch exakt die Anforderung aus dem Zehn-Punkte-Papier. „Dieses Verfahren könnte Krankenkassen und Krankenversicherungen helfen, teure Herzoperationen und Koronardilatationen zu sparen“, erläutert Dr. Ruffmann. „Es ist in seiner Einfachheit und Verträglichkeit optimal für Herzpatienten, wirkt aber auch ganz allgemein bei arteriellen Durchblutungsstörungen. Erstaunt über die Selbstheilungskraft ihres Körpers, gehen die Patienten nach der Behandlung meist achtsamer mit ihrer Gesundheit um.“

So bleibt nur zu hoffen, dass sich diese Therapie möglichst rasch herumspricht und bei der Behandlung von Herzpatienten genauso flächendeckend und routiniert Anwendung findet wie die invasiven bzw. operativen Eingriffe.

Weitere Informationen unter: www.dr-ruffmann.de

* Der Abdruck ist frei. Wir bitten um ein Belegexemplar.

 

 

Quellenangaben:

(*1) Robert-Koch-Institut:

Bundesgesundheitsbl 2013 56:650–655 OI 10.1007/s00103-013-1666-9, Online publiziert: 27. Mai 2013, Springer-Verlag Berlin Heidelberg 2013

(*2) BARMER GEK Report Krankenhaus 2014

(*3) „Deutsche Ärztezeitung“ online publiziert am 18. Juni 2015 unter http://www.aerztezeitung.de/ Anno Fricke: Zu viele unnötige Herzeingriffe

(*4) Kieler Nachrichten online, News: 12. Juli 2015

(*5) http://www.tz.de/leben/gesundheit/uebersicht-viel-kosten-behandlungen-wirklich-2607597.html  Alle Kosten im Überblick
Ausführlichere Informationen bzw. Quellenangaben und Links gerne auf Anfrage.

 


Kurzprofil – Vita

Dr. med. Kai Ruffmann, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie, wurde am 21. Juli 1949 in Hamburg geboren.

Der junge Ruffmann hatte ganz eigene Träume. Er wollte etwas erleben und ging im Alter von 17 Jahren mit der Marine auf hohe See. Als Marineoffizier begann er dann 4 Jahre später das Studium der Elektrotechnik und kam darüber an die Medizin. Nach dem Grundstudium der Medizin in Heidelberg entschied er sich für seine Ausbildung zum Kardiologen, die er an den Universitätskliniken Heidelberg und Zürich absolvierte.

Sein Weg führte ihn anschließend ins Städtische Klinikum Karlsruhe, als Leitender Oberarzt der Kardiologie, bis er sich schließlich 1992 mit anderen Kollegen und eigenem  Herzkatheterlabor in Karlsruhe niederließ. Seit seinem Ausscheiden 2008 führt er eine Praxis in Baden-Baden, die für schonende nicht invasive Kardiologie steht.

Sein Motto nach Ursula Lehr: „Der gute Arzt spricht die Sprache des Patienten.“

Mit über 30 Jahren Erfahrung und Expertenwissen vertritt der Mediziner einen ganzheitlichen Ansatz in der Inneren Medizin und Kardiologie unter dem Motto: Prävention statt Operation

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